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Es ist in aller Munde: der Campingmarkt boomt. Dem seit Jahren positiven Wachstumstrend der Campingbranche hat die Pandemie einen zusätzlichen Antrieb verschafft. Denn Camping bedeutet Unabhängigkeit, Freiheit, Flexibilität, der Natur nah und dem Stress fern sein. Und Camping ist vielfältig. Vom kleinen Zelt auf der Wiese am Flussufer bis hin zu luxuriösen Riesencampern auf Campingplätzen mit Restaurants, Swimmingpools Sportparks und Erlebnisspielplätzen ist für beinahe jeden Urlaubstyp etwas dabei. Doch was bedeutet „der Campingmarkt boomt“ denn genau?

Um das zu beantworten, werden wir im Folgenden einige Aspekte der Branche unter die Lupe nehmen.

1. Beginnen wir mit den Zahlen, Daten und Fakten rund um           die Campingfahrzeuge:

1.1 Neuzulassungen:

Laut dem Caravaning Industrie Verband e.V. (CIVD) steigt die Anzahl jährlicher Neuzulassungen von Freizeitfahrzeugen stetig an. Insgesamt wurden 2020 gut 107.200 Freizeitfahrzeuge neu zugelassen. Das sind 32,6 Prozent mehr als im Jahr 2019. Als Campermakler interessieren uns natürlich ganz besonders die Daten und Fakten rund um die motorisierten Reisemobile.
Schauen wir uns also diese Zahlen etwas genauer an. Von 24.800 Neuzulassungen von Wohnmobilen im Jahr 2013 hat sich die Zahl mehr als verdreifacht und lag 2020 bei rund 78.000. Gegenüber dem Jahr 2019 bedeutet das einen Zuwachs von mehr als 42 Prozent.
Zwischen Januar und Oktober des Jahres 2021 wurden insgesamt 73.554 Reisemobile erstmals in den Verkehr gebracht. Laut CIVD sind das 7,3 mehr als in den ersten 10 Monaten des Vorjahres, womit das Jahr 2020 als Rekordhalter vom aktuellen Jahr abgelöst wird.

Jährliche Neuzulassungen
JahrReisemobileCaravans (Wohnanhänger)
201324.80916.665
201425.74617.201
201528.34818.795
201635.13519.748
201741.21022.942
201847.05024.407
201955.04027.212
202078.17528.684
Quelle: jährliche Berichte zu Neuzulassungen, Besitzumschreibungen und Außerbetriebsetzungen von Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeuganhängern nach Zulassungsbezirken, KBA

Monatliche Neuzulassungen
ReisemobileCaravans
2019
Oktober2.6101.394
November2.0931.012
Dezember1.676753
2020
Januar3.1011.215
Februar4.9742.085
März7.0872.823
April4.4161.718
Mai10.6743.399
Juni9.1543.572
Juli10.9435.169
August7.5422.704
September5.5261.965
Oktober4.9091.680
November4.5231.450
Dezember4.9851.368
2021
Januar3.323751
Februar4.9341.295
März10.8013.120
April8.5102.588
Mai11.5522.922
Juni9.6083.435
Juli8.6723.446
August6.1722.310
September4.9681.838
Oktober5.0141.366
Quelle: CIVD

Betrachtet man den Wohnmobilbestand in Deutschland, fällt auf, dass es eine Diskrepanz zwischen den Neuzulassungen und dem tatsächlichen Zuwachs von Fahrzeugen gibt. Das lässt sich dadurch erklären, dass die Neuzulassung die erstmalige Zulassung und Registrierung eines fabrikneuen Fahrzeugs bezeichnet. Fahrzeuge, die bereits im Ausland eine Straßenzulassung hatten oder in Deutschland schon registriert waren und außer Betrieb gesetzt wurden, fallen nicht darunter. Das bedeutet, dass im Jahr 2020 rund 78.000 neue Reisemobile zugelassen wurden und zusätzlich bei gut 7.200 Campern eine Wiederzulassung nach Außerbetriebnahme stattgefunden hat.

Laut dem Kraftfahrt Bundesamt (KBA) waren zum 01. Januar 2021 mit knapp 674.700 also rund 85.370 Fahrzeuge mehr angemeldet als zum 01. Januar 2020, was einen Zuwachs von 14,5 Prozent innerhalb eines Jahres bedeutet.

Zählt man nun die bereits bekannten Neuzulassungen des Jahres 2021 dazu, müssten nach eigenen Hochrechnungen derzeit ungefähr 750.000 Reisemobile eine deutsche Straßenzulassung haben (ohne Berücksichtigung von Außerbetriebsetzungen und Wiederzulassungen).

Stand jeweils 1. JanuarBestand*Zuwachs**
Bundesland20202021totalprozentual
Nordrhein-Westfalen120.494137.86417.37014%
Bayern113.072127.66014.63313%
Baden-Württemberg89.447101.86212.41514%
Niedersachsen68.59378.5169.92314%
Schleswig-Holstein38.65144.2899.67425%
Hessen37.57643.0735.49715%
Rheinland-Pfalz27.94731.7393.79214%
Sachsen16.48219.7233.24120%
Brandenburg13.86116.3952.53418%
Hamburg13.70515.6531.94814%
Berlin13.08214.7771.69513%
Thüringen9.11211.0471.93521%
Mecklenburg-Vorpommern9.10210.8611.75919%
Sachsen-Anhalt7.6789.1851.50720%
Saarland6.4347.17474012%
Bremen3.9434.45351013%
Sonstige146426280192%
Deutschland gesamt589.325674.69785.37214.5
Quellen: *jährliche Berichte zu Neuzulassungen, Besitzumschreibungen und Außerbetriebsetzungen von    Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeuganhängern nach Zulassungsbezirken, KBA                           ** eigene Berechnungen von campermakler.de

1.2 Besitzumschreibungen:

Seit 2010 steigt die Zahl der Halterwechsel von Wohnmobilen zuverlässig an. In den letzten zehn Jahren hat sich die Anzahl mehr als verdoppelt. Fanden im Jahr 2010 rund 46.100 Besitzumschreibungen statt, so waren es im Jahr 2020 knapp 94.500.

JahrAnzahl Besitzumschreibungen
201046.123
201765.835
201871.040
201979.924
202094.439
Quelle: jährliche Berichte zu Neuzulassungen, Besitzumschreibungen und Außerbetriebsetzungen von Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeuganhängern nach Zulassungsbezirken, KBA

2. Als nächstes nehmen wir den Campingurlaub(er) genauer       unter die Lupe

2.1 Wer geht campen

Es ist schwierig, exakte Daten über die Personen zu sammeln, die in den Campingurlaub fahren, schließlich wird normalerweise nicht erfasst, wie alt die Gäste auf Campingplätzen sind, woher genau sie kommen, wie oft sie in diesem Jahr schon mit dem Wohnmobil unterwegs waren und welchen Aktivitäten sie gerne während des Aufenthalts nachgehen. Aus diesem Grund werden Studien mit repräsentativen Stichproben durchgeführt. Die Ergebnisse solcher Befragungen können nicht 1:1 auf die Gesamtbevölkerung übertragen werden, dennoch liefern sie valide Hinweise auf Trends und Verteilungen in der Zielgruppe.

Die aktuelle Studie Freizeitmonitor 2021 der BAT Stiftung für Zukunftsfragen, an der 3.000 Deutsche ab 18 Jahren teilgenommen haben, untersucht verschiedene Aspekte der Freizeitgestaltung unter Berücksichtigung verschiedener demographischer Daten wie Alter, Geschlecht und Wohnort.

Jeweils rund 30 Prozent der befragten jungen Erwachsenen und der Familien geben an, mindestens einmal im Jahr campen zu gehen. Singles (23%) scheinen häufiger in den Campingurlaub zu fahren als Paare (19%). Von den befragten Jungsenioren und Ruheständlern gehen nur zehn bzw. sechs Prozent campen.

Unter den Befragten Männern ist der Anteil derjenigen, die in den Campingurlaub fahren mit 20 Prozent etwas höher als der Anteil unter den befragten Frauen mit 14 Prozent.

Insgesamt geben 17 Prozent der Teilnehmer an, mindestens ein mal pro Jahr in den Campingurlaub zu fahren.

Anteil der Befragten in %
Gesamt17
Junge Erwachsene30
Jungsenioren10
Ruheständler6
Singles23
Paare 19
Familien27
Männer20
Frauen14

Quelle: Freizeit Monitor 2021, BAT Stiftung für Zukunftsfragen

2.2 Wann wird gecampt?

Generell unterliegt der Urlaubstourismus stets saisonalen Schwankungen, unter anderem hervorgerufen durch Jahreszeiten und kalendarische Ereignisse (z.B. Ostern, Pfingsten, Weihnachten). Interessanterweise zeigen Auswertungen des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg, dass sich der saisonale Einfluss auf Übernachtungsanfragen in Deutschland über die Jahre des Auswertungszeitraums von 1996 bis 2012 verändert hat, wobei sich kein Trend in eine bestimmte Richtung abzeichnet. Vielmehr nimmt er mal über einige Jahre zu und dann wieder ab. Zu ähnlichen Ergebnissen auf Bundesebene kommt Dipl.-Volkswirt Bernhard Veldhues in einem Bericht des Statistischen Bundesamts zu Saisonale(n) Schwankungen im Inlandstourismus (Statistisches Bundesamt: Wirtschaft und Statistik 6/2009, S. 561-567). Die Stärke der Saisonalen Schwankungen ist wiederum abhängig von verschiedenen Faktoren wie Klima, Lage und örtlichen Besonderheiten im touristischen Angebot.

Betrachtet man die verschiedenen Betriebsarten des Gast- und Beherbergungsgewerbes, fällt sofort auf, dass Campingplätze am stärksten von saisonalen Schwankungen betroffen sind. Obwohl diese Ergebnisse auf 10 Jahre alten Daten beruhen, deutet nichts darauf hin, dass sich die Relation zwischen den Übernachtungen im stärksten und schwächsten Monat bis 2019 signifikant verändert hätte, trotz insgesamt steigender Übernachtungszahlen.

Im Juli und August ist auf den meisten Campingplätzen Hochsaison, obwohl die Temperaturen in diesen zwei Monaten nicht selten zu saunaähnlichen Zuständen innerhalb der Zelte und Wohnmobile führen. Warum sich trotzdem so viele Campingbegeisterte in dieser Zeit mit Sack und Pack auf den Weg machen, lässt sich leicht erklären: wie die Daten der im vorherigen Abschnitt beschriebenen Studie andeuten, befinden sich unter den Campingurlaubern viele Familien. Mit Kindern ab einem gewissen Alter muss man sich bei der Urlaubsplanung an die Schulferien halten, und die langen Ferien im Sommer können für ein ausgedehntes Campingabenteuer hervorragend genutzt werden.

Viele Campingplätze verzeichnen auch eine Zwischensaison von Mitte Mai bis Ende Juni und den ersten Monat nach der Hauptsaison, September. Diese Zeiten werden häufiger von Personengruppen genutzt, die in ihrer Urlaubsplanung unabhängiger sind und zwar gerne milde bis warme Temperaturen genießen wollen, dem Getümmel in den Städten, Dörfern und an Stränden aber entgehen möchten.

Die Nebensaison der meisten Campingplätze dauert von Oktober bis Ende April des darauffolgenden Jahres. In dieser Zeit sind die wenigsten Camper unterwegs. Die niedrigen Temperaturen und das unbeständige Wetter können nur noch die Hartgesottenen vor die Tür und in das Reisemobil locken.

Campingplätze in DE2018
Januar (Nebensaison)Mai (Zwischensaison)August (Hauptsaison)
Geöffnet1.3262.9522.983
Ankünfte74.1741.607.1062.220.531
Übernachtungen244.9484.763.3347.875.532

Quelle: Auswertung der Monatsergebnisse zum Tourismus des Statistischen Bundesamts

2.3 Wie lang wird gecampt?

Schaut man sich die Zahlen von Destatis (Statistisches Bundesamt) an, lässt sich nur die durchschnittliche Aufenthaltsdauer aller Campingplatzbesucher ablesen (Übernachtungen/Ankünfte). Demnach ergeben sich in den letzten Jahren rein rechnerische Werte zwischen 3 und 4 Übernachtungen pro Person.

Da wie eingangs erwähnt Camping jedoch sehr vielfältig und individuell ist und sowohl Campingplatz-Hopper als auch Langzeitcamper unterwegs sind, lassen sich daraus keine Schlüsse über Urlaubsdauer etc. ziehen. Außerdem beziehen sich diese Werte ausschließlich auf die Campingplätze in Deutschland, die Auslandscampingreisen fließen nicht mit ein.

Deshalb lohnt sich ein etwas differenzierterer Blick.

Eine Umfrage von PiNCAMP (Campingmagazin des ADAC) zur Urlaubsdauer deutscher Campingurlauber ergab, dass 2019 ein Großteil der Befragten (58,5 %) 1-2 Wochen am Stück mit Wohnmobil, Zelt & Co. unterwegs war. Knapp ein Fünftel waren für die Dauer von 3-4 Wochen auf Campingplätzen anzutreffen. Weniger als eine Woche waren rund 15 Prozent und mehr als vier Wochen rund 7 Prozent der Umfrageteilnehmer campen.

2.4 Wo wird gecampt?

Aufgrund der Auswertung der Reiseanfragen seiner Mitglieder berichtet der ADAC, dass das beliebteste Reiseziel der deutschen Campingurlauber im Sommer 2019 mit Abstand das eigene Land war. Gut 29 Prozent entschieden sich für heimische Campingziele. An zweiter Stelle auf der Beliebtheitsskala stand Italien mit 17 Prozent, gefolgt von Kroatien und Frankreich. Nach Spanien verschlug es nur rund 4,3 Prozent der deutschen Camper.

In der Auswertung von 2020 schlägt sich die pandemiebedingt veränderte Situation sichtbar nieder: Deutschland gewann als Reiseziel für deutsche Camper weiter an Beliebtheit, während das Interesse an Campingurlaub in Italien, Kroatien, Frankreich und Spanien im Vergleich zum Vorjahr drastisch abnahm. Dafür ist das Interesse an Dänemark und Österreich deutlich gestiegen und auch die Niederlande und Slowenien rückten als Reiseziele ein wenig auf.

Wahrscheinliche Erklärungen für diese Veränderungen liegen auf der Hand. So zum Beispiel Reisebeschränkungen, Einreiseverbote, Quarantänepflicht nach Rückreisen aus Risikogebieten, Verunsicherung über Corona-Regelungen im Ausland, Lockdowns und Ausgangssperren. Da verwundert es nicht, dass das eigene Land und Länder, die nicht als (Hoch)Risikogebiete eingestuft waren, als Reiseziele bevorzugt wurden.

DeutschlandDänemarkÖsterreichNiederlandeSlowenien
Veränderung ggü. Vorjahr154%54%51%10%4%
ItalienKroatienFrankreichSpanien
Veränderung ggü. Vorjahr-27%-30%-41%-53%

Quelle: ADAC; PiNCAMP

2.5 Welche Aktivitäten sind im Campingurlaub beliebt?

Um herauszufinden, was die deutschen Camper währen ihres Campingurlaubes gerne unternehmen und welche Aktivitäten beliebt oder eher unbeliebt sind, hat Carado 2019 eine Umfrage durchgeführt, an der über 1.000 Reisemobil-Fahrer teilgenommen haben.

Die Befragten sollten verschiedene Tätigkeiten auf einer Skala von sehr gerne bis sehr ungern bewerten. Die Ergebnisse zeigen, dass das Beisammensein mit den Reisegefährten (z.B. Spiele spielen), Essen und Trinken, sowie Spazieren gehen und Wandern bei vielen hoch im Kurs steht, fast niemand gab an, diesen Beschäftigungen ungern oder sehr ungern nachzugehen. Auch Sightseeing, Lesen und Musik hören sind beliebt, jedoch ist der Anteil an sehr gerne-Antworten geringer und der Anteil der eher ungern- bis sehr ungern-Antworten höher als bei den zuerst genannten Aktivitäten. Ebenso erfreut sich Rad fahren beim Großteil der Teilnehmer einiger Beliebtheit, der Anteil der Personen, die angaben, eher ungern bis sehr ungern mit Rad unterwegs zu sein, ist allerdings größer.

Am wenigsten beliebt unter den erfragten Aktivitäten ist das Filmeschauen. Der Anteil derer, die sich sehr gerne oder gerne während des Campens durch Filme unterhalten lassen, ist unter allen Aktivitäten am Kleinsten und die Anteile derer, die das eher ungern, ungern oder sehr ungern machen, ist am Größten.

3. Campingplätze, Übernachtungen & Co.

Einige Daten zum Thema Campingplätze, Ankünfte und Übernachtungen wurden bereits im Zusammenhang mit den Fragen „wann, wohin und wie lang“ fahren die deutschen in den Campingurlaub, beschrieben.

Gehen wir nun noch etwas weiter und schauen uns an, wie sich die Zahlen der Ankünfte und Übernachtungen über die Jahre entwickelt haben, wie sie sich über die Bundesrepublik verteilen und woher die Gäste kommen.

Die Auswertung der Zahlen des Statistischen Bundesamten ergibt, dass die Übernachtungszahlen auf deutschen Campingplätzen von 21,4 Millionen im Jahr 2004 auf über 35,7 Millionen im Jahr 2019 angestiegen sind, wobei mit wenigen Ausnahmen (2010, 2013) in jedem Jahr einen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr verzeichnet werden konnte.

Anzahl Übernachtungen in Millionen
200420052009201020152016201720182019
Übernachtungen21,421,725,124,429,230,531,134,635,8
Davon deutsche Gäste18,318,521,420,624,826,226,829,831,1
Davon ausländische Gäste3,13,23,73,84,44,34,34,84,7

Quelle: Auswertung der Monatsergebnisse zum Tourismus des Statistischen Bundesamts

Die nachfolgende Tabelle veranschaulicht die Verteilung der Übernachtungen der in- und ausländischen Gäste auf Campingplätzen über die Bundesländer. Es wird deutlich, dass alle Bundesländer 2019 ein deutliches Plus gegenüber 2009 verzeichnen konnten. Nicht überraschend ist, dass die flächenmäßig größeren Länder mehr jährliche Übernachtungen zählen, ebenso wie Länder mit besonderen landschaftlichen Highlights wie Küsten (Nord- und Ostsee), Bergen (z.B. Alpen) und Wäldern (z.B. Schwarzwald, Pfälzer Wald).

Bayern war sowohl 2009 als auch 2019 Spitzenreiter bei der Gesamtheit der Übernachtungen, bei den ausländischen Übernachtungsgästen interessanterweise übertroffen vom insgesamt vierten Platz Baden-Württemberg und dem sechsten Platz Rheinland-Pfalz.

Die Reihenfolge einiger anderer Bundesländer hat sich über die Jahre verändert, zum Beispiel wurde Hessen von Brandenburg überholt und Berlin von Hamburg.

Bei ausländischen Campingurlaubern war 2009 Rheinland-Pfalz am Beliebtesten, 2019 übernahm Baden-Württemberg die Führung, gefolgt von Rheinland-Pfalz und Bayern.

Bundesländer
Reihenfolge nach Anzahl der Übernachtungen Gesamt 2019
Übernachtungen in Millionen (gerundet)
Nach ständigem Wohnsitz der Gäste
20092019
DeutschlandAuslandGesamtDeutschlandAuslandGesamt
Bayern 3,60,74,35,60,86,4
Niedersachsen 3,30,43,74,80,45,2
Mecklenburg-Vorpommern3,90,14,04,90,25,1
Bade-Württemberg 2,40,83,23,51,24,7
Schleswig-Holstein 2,90,23,14,10,24,3
Rheinland-Pfalz 1,10,92,01,81,02,8
Nordrhein-Westfalen 1,00,21,21,70,32,0
Brandenburg 0,80,10,91,30,11,4
Hessen 0,90,21,11,10,11,2
Sachsen0,420,070,490,750,090,84
Thüringen0,50,040,540,660,040,7
Sachsen-Anhalt0,270,030,30,480,040,52
Saarland0,10,010,110,130,040,17
Hamburg0,060,020,080,140,020,16
Berlin0,070,050,120,10,040,14
Bremen0,040,010,050,090,020,11

Quelle: Auswertung der Monatsergebnisse zum Tourismus des Statistischen Bundesamts

4. Corona Special

Wie jede Branche war und ist natürlich auch die Campingbranche von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. Und trotzdem wird gerade jetzt von einem Boom in diesem Sektor gesprochen. Wie kommt es dazu? Im Folgenden werden wir uns die verschiedenen Auswirkungen der Pandemie auf die Campingbranche genauer betrachten, um zu verstehen, wieso die gesamte Branche im Vergleich zu vielen anderen Gewerben bisher eine so positive Bilanz ziehen konnte.

4.1 Produktions- und Lieferengpässe

Zwar stiegen die monatlichen Neuzulassungen von Reisemobilen auch in den letzten zwei Jahren weiter an, allerdings weniger stark, als sie hätten können. Der derzeitigen Situation geschuldet, kam es, wie in der gesamten Automobilbranche, auch bei Wohnmobilen in der Produktion zu Verzögerungen. Lockdowns, Quarantäne, Ausgangssperren – was bis vor kurzem noch der Welt von Zukunfts-Fantasyfilmen angehörte, wurde zur neuen Realität der Gegenwart. Die Pandemie zwang die Welt zu drastischen Maßnahmen, die nicht zuletzt zu Ausfällen und anhaltenden Problemen in den Lieferketten und zu Produktionsstops in den Werken und Montagehallen führten.

Wie in einem Bericht der Zeitschrift Promobil nachzulesen ist, musste zum Beispiel das Ducato-Werk zum Schutz der Belegschaft im Frühjahr 2020 die Produktion für acht Wochen einstellen. Für den Reisemobilsektor ein harter Schlag, denn auch der Fiat Ducato, der im europäischen Markt rund drei Viertel der Fahrgestelle (Basisfahrzeuge) für Reisemobile stellt, läuft (normalerweise) in diesem Werk vom Band.

Und selbst, nachdem das Werk seinen Dreischichtbetrieb an sieben Tagen in der Woche wieder aufnehmen konnte, Lieferketten optimiert und Alternativen für die Materialbeschaffung gesucht wurden, konnte die entstandene Lücke bis heute nicht wieder gefüllt werden. Denn auch wenn das Werk aufgrund der hohen Nachfrage nicht bereits an der Kapazitätsgrenze laufen würde, könnte die Produktion aufgrund von Ausfällen und Materialknappheit bei den Zulieferern nicht erhöht werden. Das betrifft nicht nur die Hersteller der Basisfahrzeuge, auch die Hersteller der Aufbauten haben mit dem Mangel an Rohstoffen, technischen Komponenten und Zubehörteilen wie Markisen, Dachluken und Fliegengittertüren zu kämpfen.

Zusammen mit der explodierenden Nachfrage nach Campingfahrzeugen führte das alles im Laufe 2020 und 2021 dazu, dass sich die ohnehin langen Wartezeiten von bis zu sieben Monaten vervielfachten. Die Situation hat sich inzwischen so weit zugespitzt, dass von den Herstellern Wechsel auf andere Basisfahrzeuge empfohlen oder Kaufverträge komplett gekündigt werden.

Für einige Marken werden für das Jahr 2022 bereits seit Juli 2021 gar keine Bestellungen mehr aufgenommen, wie zum Beispiel für Hymer und Carado, da sie schon ausverkauft sind (so Kai Dhonau, Präsident des Händlerverbands und Geschäftsführer des Handelsunternehmens Hymer-Zentrum B1 im Gespräch mit Promobil).

Die Nachfrage nach Wohnmobilen übersteigt allen Berichten zufolge also das Angebot an neuen Fahrzeugen um ein Vielfaches, weshalb der Handel mit den Gebrauchten in den letzten Monaten und Jahren für viele zur einzigen Möglichkeit wurde, doch noch in absehbarer Zeit mit dem eigenen Campingmobil in den Urlaub fahren zu können.

4.2 Campingplätze

Werfen wir einen Blick auf die Anzahl der Übernachtungen auf Campingplätzen im Jahr 2020.

Zwar gingen die Übernachtungen ausländischer Gäste gegenüber dem Vorjahr um knapp 54 Prozent zurück, dafür stiegen die Übernachtungszahlen der Camper aus dem eigenen Land. Einerseits, da von Reisen ins Ausland abgeraten wurde und die Rückreisebestimmungen mit dem Alltag nicht zu vereinbaren waren (14 Tage Quarantäne etc.). Andererseits, da die Beherbergung in Hotels deutlich eingeschränkter war als auf Campingplätzen. Während in anderen touristischen Beherbergungsbetrieben je nach Betriebsart die Übernachtungen im gesamten Jahr 2020 um bis zu 46,6 Prozent zurückgingen, waren es auf Campingplätzen lediglich 5 Prozent weniger als im Vorjahr.

Übernachtungen in Millionen (gerundet)
Nach Jahr und Ständigem Wohnsitz der Gäste
DeutschlandAuslandGesamt
Jahr201920202019202020192020
Übernachtungen
(Veränderung)
31,131,8
(+2,3%)
4,72,2
(-54%)
35,834,0
(-5%)
Quelle: Auswertung der Monatsergebnisse zum Tourismus des Statistischen Bundesamts

Auch die Verteilung der Übernachtungen über die Bundesrepublik hat sich im Pandemiejahr verändert. Ungeschlagen bleibt Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein überholten Niedersachsen, Thüringen stieg zwei Plätze ab, Berlin rückte von der vorletzten Position sogar vier Plätze nach vorn. Berlin ist auch das einzige Bundesland, das im Krisenjahr sowohl bei den in- als auch den ausländischen Gästen mehr Übernachtung zählen konnte als 2019.

Bundesländer
Reihenfolge nach Anzahl der Übernachtungen Gesamt 2020
Übernachtungen in Millionen (gerundet)
Nach Jahr und Ständigem Wohnsitz der Gäste
DeutschlandAuslandGesamt
20192020*20192020*20192020*
Bayern 5,65,3-0,80,3-6,45,63-
Mecklenburg-Vorpommern 4,95,48+0,20,12-5,15,57+
Schleswig-Holstein 4,14,59+0,20,08-4,34,67+
Niedersachsen4,84,4-0,40,2-5,24,6-
Bade-Württemberg3,53,4-1,20,5-4,73,9-
Rheinland-Pfalz1,82,1+10,6-2,82,7-
Nordrhein-Westfalen1,71,64-0,30,16-2,01,8-
Brandenburg1,31,49+0,10,035-1,41,52+
Hessen1,11-0,10,06-1,21,06-
Sachsen0,750,93+0,090,03-0,840,96+
Berlin0,10,72+0,040,09+0,140,81+
Sachsen-Anhalt0,480,62+0,040,02-0,520,64+
Thüringen0,660,56-0,040,02-0,70,58-
Saarland0,130,11-0,040,02-0,170,13-
Hamburg0,140,076-0,020,006-0,160,082-
Bremen0,090,077-0,020,004-0,110,081-
* Zuwachs/Rückgang der Übernachtungen 2020 im Vergleich zum Vorjahr

Quelle: Auswertung der Monatsergebnisse zum Tourismus des Statistischen Bundesamts

 

Die Zahlen der Übernachtungen haben sich aber nicht nur im Hinblick auf die Verteilung über die Bundesrepublik und die Herkunft der Gäste verändert, auch die Verteilung über das Jahr war anders als sonst.

Seit Beginn der Corona-Pandemie wurde das gewohnte Saisongeschäft durch Reisebeschränkungen, Beherbergungsverbote und Ausgangssperren etwas auf den Kopf gestellt. Zwar waren die Campingplätze in der Zwischen- und Hauptsaison immer noch besser besucht als in der Nebensaison.  Vergleicht man jedoch die Zahlen von 2018 und 2020 wird deutlich, dass die Reisebedingungen im Pandemiejahr zu ungewöhnlichen Entwicklungen geführt haben: während die Ankünfte und Übernachtungen auf deutschen Campingplätzen in der Nebensaison 2020 deutlich höher lagen als in den Vorjahren, gab es einen signifikanten Einbruch in der Zwischensaison. Im Mai 2020 wurden knapp 42 Prozent weniger Ankünfte und 34 Prozent weniger Übernachtungen verzeichnet als im Mai 2019. Gegenüber dem Mai 2018 bedeuten diese Zahlen sogar einen Rückgang um 63 Prozent bei den Ankünften und 59 Prozent bei den Übernachtungen. Im August erholte sich das Geschäft dann wieder und die Campingplätze konnten insgesamt sogar ein Plus gegenüber den Vorjahren bei den Ankünften und Übernachtungen verzeichnen.

Campingplätze in DEJanuar* (Nebensaison)Mai* (Zwischensaison)August* (Hauptsaison)
201920202019202020192020
Geöffnet1.3521.3802.9722.5883.0132.888
Ankünfte79.77410.44711.059.035616.2582.358.2202.434.822
Übernachtungen271.235335.2842.915.9281.918.2608.137.7739.153.364

Quelle: Auswertung der Monatsergebnisse zum Tourismus des Statistischen Bundesamts

Während sich die Hauptsaison (Juli und August) im aktuellen Jahr gegenüber dem Vorjahr weiter erholte, sind die Übernachtungszahlen zwischen Januar und August 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum insgesamt um weitere 5 Prozent zurückgegangen. Die Hauptursache dafür liegt wie im Jahr 2020 in den merklich weniger werdenden Übernachtungen ausländischer Gäste (-33%).

Trotz der Produktionsengpässe und der Reisebeschränkungen während der Pandemie ist die Campingbranche vergleichsweise glimpflich davongekommen. Nicht zuletzt, da einige Corona-Maßnahmen die Nachfrage deart in die Höhe trieben, dass der Sektor sogar teilweise an seine Wachstumsgrenzen stieß. Das wiederum befeuerte den Handel mit gebrauchten Wohnmobilen, und die anhaltenden Schwierigkeiten in den Lieferketten und der Produktion, ebenso wie einige bereits seit Mitte 2021 ausverkauften Modelle des neuen Jahres, werden dem Wachstum des Marktes für Reisemobile aus zweiter Hand weiter vorschub leisten.

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